George R.R. Martin – A Game of Thrones: Kapitel 25-26

„You are slow to learn, Lord Eddard. Distrusting me was the wisest thing you’ve done since you climbed down off your horse.“

Ser-Piggy-Time! Ich frage mich, was Alliser Thornes Spitzname für mich wäre. Möchte mal jemand einen Generator basteln?

Kapitel 25 – Eddard

Was passiert
A Game of ThronesNed Stark forscht nach den Hintergründen von Jon Arryns Tod und unterhält sich dafür mit Grand Maester Pycelle, der Arryn vergeblich behandelte. Pycelle hält Gift für abwegig, doch Ned misstraut dem Maester. Zurück in seinen gemächern, wird Ned von Littlefinger aufgesucht, der ihm mitteilt, dass Lord Arryns kürzlich zum Ritter geschlagener Knappe, Ser Hugh of the Valley, nach dessen Tod praktischerweise in King’s Landing geblieben ist. Zugleich macht er Ned darauf aufmerksam, dass seine Kammern von Spionen sowohl von Varys als auch der Königin beobachtet werden, er daher nicht selbst auf die Suche gehen sollte.

Was Sache ist
Pycelle, der alte Opportunist. Ich nehme an, der wichtigste Karrierestein auf dem Weg zum Grand Maester ist, sich am Besten mit Arznei und noch besser mit Gegengiften auszukennen. Deprimierender Gedanke, wo das doch meine Karriere wäre, wäre ich zufällig in Westeros geboren. Ned ist immerhin helle genug, ihm nicht zu vertrauen oder wenigstens in Frage zu stellen, wo genau seine Loyalität liegt – wohl das zweitschlauste, was Ned seit Ankunft in King’s Landing getan hat, und zumindest scheint er langsam zu lernen. Was er nicht wirklich zu tun scheint, ist, sich zu fragen, ob Pycelle wirklich der senile alte Narr ist, als der er sich ausgibt, denn auch das würde ich mit einem Fragezeichen versehen. (Pycelle schwafelt kurz über lange Sommer und lange Winter, und ich frage mich mal wieder ernsthaft, wie dieses Ökosystem funktionieren soll. Die offensichtliche Antwort ist Magie, was natürlich die Konsequenz hätte, dass Magie nicht wirklich seit dem Fall Valyrias verschwunden ist, sondern eher eine, sagen wir, unterschwelligere Form angenommen hat. Darüber wird später noch zu reden sein.)
Auf dem Weg zurück trifft Ned Arya, die grandioserweise versucht, eine Stunde lang auf einem Zeh zu balancieren – so much love, Arya – und sie reden naturgemäß kurz zuerst über Brans, dann ihre eigenen Karriereoptionen – gefällt mir, dass GRRM sich diese kritischen Seitenhiebe nicht verkneifen kann. Next up: Littlefinger. (An diesem Kapitel wird mal wieder überdeutlich, dass GRRMs bevorzugte Schreibtechnik ist, Menschen von einem Dialog in den nächsten weiterzureichen, was sich ja auch in der Serie wiederspiegelt, und „Thrones“ wie auch „Ice and Fire“ sind ja in der Tat immer da am Besten, wo Zwiegespräch herrscht.) Es ist nahezu schmerzhaft zu lesen, wie Littlefinger Ned intellektuell hoffnungslos überlegen ist und Ned es beinahe merkt. Littlefinger hält es nicht einmal für nötig, ihn zu belügen – seine Anmerkung oben ist in der Hinsicht sehr typisch. (Sidenote: Ich lese Ser Hugh of the Valley aus irgendeinem Grund jedes Mal als „Ser Huge“ und muss dann an TV-Podrick denken … Lassen wir das.)

Kapitel 26 – Jon

Was passiert
Die Night’s Watch bekommt einen neuen Rekruten, Sam Tarly von Horn Hill, einen stark übergewichtigen Bücherwurm, der von seinem Vater enterbt und in den Norden verschifft wurde. Alliser Thorne macht aus ihm kurzerhand Ser Piggy und lässt ihn von den anderen Rekruten fertig machen, was Jon unterbindet.

Was Sache ist
An einer Stelle fragt Jon sich, was Tyrion aus Sam machen würde – gute Basis für ein Fanfic, und ich hoffe sehr, dass es in Band 6 zu dieser Begegnung kommt. Tendenziell eine spannende Kombination. „The world was full of cravens who pretended to be heroes; it took a queer sort of courage to admit to cowardice as Samwell Tarly had“; ein sehr typischer GRRM-Satz. Überhaupt steht zu vermuten, dass Sam so etwas wie Martins Westerosi Alter Ego ist. In dem Sinne dürfte auch kein Zufall sein, dass Sam ausgerechnet in Jons Storyline auftaucht, von dem Martin in Interviews sagte, dass er, der „classic hero“, seine Traumrolle in der Serie wäre. (Aber wer wäre schon gerne in der Night’s Watch, wenn man auch Dorne oder Highgarden genießen könnte?)
Möchte man an „A Song of Ice and Fire“ etwas kritisieren, wäre das meiner Ansicht nach, dass eine Reihe, die einen realistischen Blick (oder vielmehr, ein objektives Panorama aus vielen subjektiven Blicken) auf diese Welt ermöglichen möchte, fast ausschließlich die adlige Perspektive berücksichtigt. Schon klar, da wird Politik gemacht. Trotzdem ist es nicht zu verkennen, dass bisher (Band 5), abgesehen von toten Prologern und Epilogern, nur ein einziger Nicht-Aristokrat einen Viewpoint bekommen hat. Ein bisschen Abwechslung hätte da vieles auflockern – und auch eine kritische Perspektive bieten können, die GRRM durchaus in der ein oder anderen Szene mal anreißt, siehe in Bezug auf Dareon, den sänger der Watch: „‚Lord Rowan of Goldengrove found him in bed with his daughter. The girl was two years older, and Dareon swears she helped him through her window, but under her father’s eyes she named it rape, so here he is.'“ Ohne mich hier zum Rape-Apologisten machen zu wollen, was Martin damit aussagen möchte, dürfte klar sein. (Ich ziehe jetzt mal keine Parallelen zu pseudomodernen Justiz-Systemen.)

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