The Imitation Game (2014)

„Sometimes it is the people who no one imagines anything of who do the things that no one can imagine.“

Was passiert
The Imitation Game1939 befindet sich Großbritannien im Krieg mit Hitler und NS-Deutschland. Die überlegene Verschlüsselungstechnik der Nazis bringt die Alliierten rasch ins Hintertreffen. Das britische Militär heuert daraufhin Experten an, um den berüchtigten Enigma-Code der Deutschen zu knacken, darunter den introvertierten, aber hochintelligenten Alan Turing, der daraufhin die Idee entwickelt, einen Protocomputer zu entwickeln, um Maschine mit Maschine zu bekämpfen. Gleichzeitig kämpft er mit allen Mitteln darum, sein eigenes Geheimnis zu bewahren, selbst vor den Menschen, die ihm nahe stehen.

Was Sache ist
Die dem freudigen Schubladendenken zugeneigte Kritik scheint die diesjährigen Oscaranwärter maßgeblich in drei Kategorien einzuteilen; innovatives Indie-Kino, Clint Eastwoods Patriotismus-Murks, und schließlich die Briten, will meinen, cineastisch stilisierte Biographien britischer Genies, von eben dieser Kritik dann auseinandergenommen dafür, dass die Filme sich auf das Privatleben dieser Männer konzentrieren anstatt, was doch wichtiger sei, ihre Errungenschaften. Im Falle von „The Theory of Everything“ ist das der fehlgeleitete Versuch, einen Film daran zu messen, was er nicht ist und nicht sein möchte. (Die Kritik scheint immun zu sein gegen wohlmeinende Hinweise, dass der Film auf den Memoiren von Jane Hawking basiert, nicht etwa auf einer Biographie ihres damaligen Ehemanns.) Im Falle von „The Imitation Game“ liegt der Fall etwas anders, denn bis zum Schluss kann Morten Tyldums Film sich nicht recht entscheiden, ob er sich nun mehr für den Kampf gegen Enigma interessiert oder für Turings Homosexualität, die zur damaligen Zeit in Großbritannien als strafbar galt und schließlich zu Turings Verurteilung und chemischer Kastration führte, die ihn in den Suizid trieb.

„The Imitation Game“ ist kein schlechter, sicher kein schlecht gemachter Film, er tendiert lediglich dazu, recht ziellos durch seine Geschichte zu mäandern. Ihn als Puzzle mit drei Zeitebenen zu konstruieren ergibt formalen Sinn, bleibt aber angesichts des verbreiteten Wissens über die Hintergründe von Turings Geschichte und der klaren Dominanz, auch in Bezug auf den Grad an Interessantheit, des mittleren Handlungsstrangs eine leicht frustrierende Entscheidung. Insbesondere der Rückblick in Turings Jugend trägt dem Film allenfalls Melodramatik, aber keine Tiefe zu, und die Schlussszene, in der Turing ein letztes Mal auf seine einstige Verlobte Joan trifft, gerät dramaturgisch derart übertrieben, dass ich geneigt bin, die Vorwürfe der Kritik nicht völlig von der Hand zu weisen. Die schauspielerischen Leistungen von benedict Cumberbatch als Turing und Keira Knightley als Joan sind gut, streckenweise mehr als das, genügen aber nicht, aus dem Film, untermalt von einem zutiefst durchschnittlichen Alexandre-Desplat-Score, eine wirklich emotionale Verbindung zum Publikum herauszukitzeln. „The Imitation Game“ unterhält, doch er scheitert daran, tatsächlich erlebbar zu machen, wogegen Turing ankämpft, welche Konsequenzen seine Arbeit hatte, weil der Film fortwährend darauf besteht, sich von sich selbst abzulenken, und damit viele Chancen verschenkt.

The Imitation Game (UK/USA 2014) | Regie: Morten Tyldum | Skript: Graham Moore | mit Benedict Cumberbatch, Keira Knightley, Matthew Goode, Charles Dance, Mark Strong | 114 min.

Andere Meinungen: Flinke Filme, Owley

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