„Motto panukeiku!“
Was passiert
Kurz nachdem Hippie-Privatdetektiv Doc Sportello Besuch von seiner Ex-Freundin Shasta erhält, verschwindet deren Liebhaber, der Immobilienhai Mickey Wolfman, spurlos, und Doc wacht neben der Leiche seines Bodyguards auf. Angestachelt von Detective „Bigfoot“ Bjornsen vom LAPD, beginnt Doc daraufhin, sich von einer Spur zur nächsten zu hangeln: Die Aryan Brotherhood ist ebenso in den Fall verwickelt wie ein verschollener und jetzt für das FBI arbeitender Saxophonspieler namens Coy Harlingen und ein internationaler Ring für Drogenschmuggel mit Verbindungen zu einer Gemeinschaft von Zahnärzten.
Was Sache ist
Paul Thomas Anderson war immer ein technisch überzeugender Regisseur; offenbar ist er tatsächlich auch in der Lage, sein Talent dazu zu nutzen, einen funktionierenden Film zusammenzuschrauben. Wer hätte es gedacht. In diesem Fall liegt es nicht an der Geschichte; es fällt dezidiert leichter, „Inherent Vice“ zu genießen, wenn man von Anfang an darauf verzichtet, den Haken und Ösen des Drehbuchs folgen zu wollen. Was genau es mit den Zahnärzten auf sich hat oder mit der Psychiatriesekte, kann man im Zweifelsfall hinterher bei Wikipedia nachlesen oder sich gleich die Romanvorlage zulegen. Die mäandernde (scheinbare) Inkohärenz des Films spiegelt den Zustand seiner zugedröhnten Charaktere; kaum eine Szene, in der kein Joint durch das Bild kreist. Gelegentlich schleicht der Eindruck sich ein, dass die Charaktere nicht wirklich mehr Ahnung haben, was genau sie dort gerade eigentlich tun oder – vor allem – reden.
Es ist eine bemerkenswert trockende, absurde Art von Humor, die „Inherent Vice“ zusammenhält, das und ein glänzend aufgelegtes Ensemble; Josh Brolin beweist überraschend komödiantisches Geschick und eine zu kurz auftauchende Katherine Waterston ist hinreißend. Wirklich famos ist aber Joaquin Phoenix der als Doc Sportello schon wieder eine der Performances der Jahres hinlegt. Phoenix bleibt das Herzstück des Ganzen; sein Hundeblick und seine gelassene Abgerissenheit diktieren der Farce ihren Rhythmus, lenken sie sujetangemessen durch eine schier endlose Abfolge von absurden Figuren – Martin Short als triebgesteuerter Zahnarzt, vortrefflich – und mindestens ebenso absurden Dialogen, die jedes Mal in humoristische Abgründe führen. Anderson lässt Phoenix machen. Eine gute Entscheidung. Gerade Doc Sportello schafft es, „Inherent Vice“ durch einige tonale Unsicherheiten, vielleicht sogar Längen hindurch zu manövrieren – eine echte Überraschung, nachdem PTAs bisherige Filme maßgeblich aus Längen zu bestehen schienen.
Inherent Vice (USA 2014) | Regie + Skript: Paul Thomas Anderson | mit Joaquin Phoenix, Josh Brolin, Katherine Waterston, Owen Wilson, Joanna Newsom, Martin Short, Benicio Del Toro, Reese Witherspoon, Jena Malone | 148 min.
Andere Meinungen: Going to the Movies, Komm&Sieh, Owley
Ja, ich mochte den auch sehr. Fand ihn verwirrend, aber sehr unterhaltsam, weswegen das Verwirrend dann nicht mehr ganz so sehr stört 😀
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