10 TV Episodes

Auch wenn ich damit etwas spät dran bin: Vor kurzem geisterte eine Blogparade durch die deutschen Filmblogs, die dazu aufrief, die „10 legendärsten Serienepisoden“ aufzulisten. Für mich eine schwierige Aufgabe, da ich zum Binge Watching tendiere und Folgen selten einzeln, unabhängig vom größeren Kontext der Staffel, in Erinnerung behalte. Umso mehr wird diese Liste, auf die ich mich letztlich festgelegt habe, einen roten Faden zeigen, und an diesem sind insbesondere solche Folgen aufgereiht, die, in der Regel inhaltlich, aus der Serienhandlung herausstechen. Ich bin, obwohl ich generell Serials, also Serien mit folgenübergreifenden Handlungssträngen, bevorzuge, ein großer Freund solcher Folgen, die häufig ein Qualitätsmerkmal guter Serien sind.

10. Buffy the Vampire Slayer 3×13 – The Zeppo

Der Wackelkandidat (zu Ungunsten von Scrubs 3×14), der diesen Platz sicher der Tatsache verdankt, dass ich mich aktuell durch „Buffy“ wühle (und, bevor die Nachfragen kommen, noch nicht bei der Musical-Episode angekommen bin). Die dritte Staffel war zunächst enttäuschend: Viel Melodrama, viel Ernst, dagegen tritt das lieb gewonnene Trash-Element der ersten beiden Staffeln für eine ganze Weile in den Hintergrund. (Team Spike!) Joss Whedon scheint das nicht entgangen zu sein, denn „The Zeppo“ verspricht zunächst, die nächste ebensolche Weltuntergangsepisode zu werden, um dann selbstironisch mit ihrer Haupthandlung zu brechen und Xander auf einen absurden nächtlichen Trip mit drei Jock-Zombies zu schicken, in dessen Verlauf der Jetzt-Nebenplot um Buffy und co. immer wieder kontrastweise aufblitzt. Ein wunderbares Stilmittel, das nebenbei einen der nervigeren Nebeneffekte der ersten beiden Staffeln behebt und Xander endlich von der anstrengenden Nerd-Karrikatur in einen vollwertigen Charakter verwandelt.

9. Girls 2×05 – One Man’s Trash

Der Gastauftritt von Patrick Wilson legt nahe, dass Lena Dunham „Little Children“ gesehen hat und ebenso faszinierend fand wie ich. Statt den üblichen Shenanigans mit ihren Freundinnen gönnt sich Hannah eine Auszeit mit einem One Night Stand, der den Ton der Serie in dieser Folge auf eine subtil gelungene Art in Richtung eines beinahe ernst gemeinten „was wäre wenn“ verschiebt.

8. Battlestar Galactica 2×18 – Downloaded

Können wir uns alle darauf einigen, dass die Zylonen das Interessanteste am „Battlestar Galactica“-Remake waren? In die Space-Opera um den überlebenden Rest der Menschheit, der sich in einer zusammengewürfelten Raumflotte auf den Weg quer durch die Galaxis macht und dabei auf Probleme wie Wassermangel und streikende Gewerkschaften stößt, mischen die beinahe menschlichen Robotwesen einen Hauch von Hard-SF, indem die Serie an ihnen (gelegentlich inkonsequent, aber immer sehenswert) diskutiert, was Menschheit und Menschlichkeit eigentlich bedeuten, und ob beide einander bedingen oder fähig sind, in etwas völlig Neues zu münden. „Downloaded“ ist nicht einmal die tiefgründigste Folge dieser Art, aber als die Folge, die beinahe vollständig aus der Sicht von Zylonen erzählt wird, stellt sie das Ausgangsszenario auf den Kopf und spielt Wegbereiter für die weitere Entwicklung.

7. The Shield 1×06 – Cherrypoppers

„The Shield“ hat den Vorteil, dass man nach der Pilotfolge weiß, ob man die Serie liebt oder hasst (zumal die Qualität über alle sieben Staffeln nicht nachlässt, was ich von kaum einer Serie sagen kann). Aber „Cherrypoppers“ ist die Folge, die einen Großteil der Arbeit erledigt, nach dem harten Auftakt das Strike-Team und seine protofaschistische Vorgehensweise in ein erstaunlich sympathisches Licht zu rücken. Obwohl spätere Staffeln die Spannung noch einmal deutlich erhöhen (und das Serienfinale wohl eigentlich einen Platz auf der Liste verdient), ist diese Folge, die durchaus nicht angenehm anzuschauen ist, mir daher besonders im Gedächtnis haften geblieben.

6. Lost 2×01 – Man of Science, Man of Faith

Der klassische Combo-Breaker wäre natürlich „The Constant“ gewesen. Man verzeihe mir die ungewöhnliche Wahl, da immerhin auch hier Desmond im Zentrum steht. Ungeachtet der ungewöhnlichen Tatsache, dass ich die erste und dritte Staffel für stärker halte, ist der Auftakt der zweiten Runde Inselurlaub ungeschlagen und die Falltür im Dschungel gut und gerne die beste Idee, die jemals in einer Fernsehserie (oder sonstwo) umgesetzt wurde.

5. Six Feet Under 4×05 – That’s my Dog

Noch eine ungewöhnliche Wahl. Zugegeben hätte ich diese Liste allein aus SFU-Episoden bestreiten können, und wahrscheinlich verdienten es ein, zwei weitere, weiter unten nachzurücken: „Perfect Cycles“, „Nobody Sleeps“, das unfassbare Ende von „Signing for Our Lives“ und schließlich die finale Episode, „Everyone’s Waiting“. Nichtsdestoweniger war Davids Handlungsstrang in „That’s My Dog“ ein derart nervenzerrupfender Ausreißer, der mich so sehr mit einer fiktiven Figur hat mitfiebern lassen wie vielleicht kein zweites Mal.

4. House, M.D. 4×15 – House’s Head

Ein wunderbarer Abstecher in das Unterbewusstsein unseres Lieblingsdoktors, nachdem dieser in einen Unfall verwickelt wird und einen kranken Patienten finden muss, führt zum großartigen Doppelfinale einer großartigen Staffel. So lange sie nicht in Melodramatik abdriften, bin ich ein großer Fan solcher Limbo-Stories, und diese hier ist ein grandioses Beispiel.

3. Grey’s Anatomy 2×16 – It’s the End of the World

„Grey’s Anatomy“ hatte drei nahezu perfekte Jahre, ausgezeichnet durch einen stimmungsvollen Wechsel von Everyday-Episoden und den großen Ausnahmen, die nach Season 3 dann von Roland-Emmerich-Fieber infiziert und ebenso lächerlich seicht wurden wie der Rest des Ganzen. „It’s the End of the World“ ist ein exzellentes Beispiel für den bis dahin verspielten, abwechslungsreichen Umgang Shonda Rhymes‘ mit ihrem Ensemble, der an genau den richtigen Stellen ins Dramatische umschlägt. Zu tragisch, dass sie diesen Sinn irgendwann verloren zu haben scheint.

2. Community 3×04 – Remedial Chaos Theory

Wenn auch das zweite Jahr in Greendale unübertroffen bleibt, hat „Community“ doch nie so hervorragend mit ihren liebenswerten Charakteren hantiert wie in „Remedial Chaos Theory“, einer wunderbar detailverliebten, temporeichen Episode, die eigentlich weniger mit Chaostheorie als mit Gruppendynamik spielt, und deren Absicht durch die späteren Abschiede zentraler Charaktere zugegeben ein wenig konterkariert wird.

1. House, M.D. 1×21 – Three Stories

„You find it more comforting to believe that this is it?“ „I find it more comforting that this isn’t simply a test.“ Keine Folge, die ich öfter gesehen hätte als diese, und damit verdient sich „House“, obwohl nicht zu meinen Lieblingsserien zählend, einen weiteren Platz auf dieser Liste. Auch hier der Bruch mit dem Schema: Statt zum Fall der Woche wird House zu einer Gastvorlesung verdonnert, in deren Verlauf er auch seine eigene Geschichte und den Ursprung seiner zynischen Philosophie enthüllt. Eine meisterhaft erzählte Episode, die die Serie weit über das übliche Maß der Hugh-Laurie-One-Man-Show hinaustreibt.

8 Gedanken zu „10 TV Episodes

  1. Hey, klasse das du mitgemacht hast! Das freut mich sehr und ich finde deine Auswahl sehr spannend. Greys Anatomy wurde bisher kein einziges Mal genannt und das obwohl ich gerade bei einigen Episoden der früheren Staffeln selber ins Grübeln gekommen bin. Da gabs schon sehr viele starke Episoden. Bei Dr. House war ich leider irgendwann raus, aber Hugh Lauries Interpretation mochte ich auch sehr. Finde ich sehr spannend, dass hier nicht nur die ganz großen Favoriten der Serienjunkies zu finden sind, sondern auch ein paar der Perlen, die leichter mal untergehen.

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    • Hey, dnke fürs Initiieren! Schöner Anlass, mal zu rekapitulieren, welche Episoden einem wirklich prägnant im Gedächtnis haften geblieben sind.

      „Grey’s Anatomy“ scheint ja bei vielen Film- und Serienfans als bessere Seifenoper verschrieen zu sein, was ich absolut nicht nachvollziehen kann. Die ersten drei Staffeln waren mit das beste, was ich je an Serienfutter zu sehen bekommen habe. Von daher: Unbedingt eine Nennung wert!

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      • Ja, es tut ein bisschen weh was für einen Ruf Greys Anatomy mitlerweile hat. Was habe ich die Serie früher geliebt … aber ich muss auch sagen, dass ich das aktuelle Geschehen tatsächlich mit einer Telenovela vergleichbar finde. Die Charaktere sind sehr konform und weniger edgy geworden. Die Motive häufen sich auch … mit den ganzen Superstürmen und Unfällen … . Naja. Ich werde die ersten Staffeln in allerbester Erinnerung behalten.

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      • Ich habe nach der fünften Staffel aufgegeben – Ghost-Danny, sich häufende Katastrophen und die (Beinahe-)Todesfälle zum Staffelfinale waren dann doch irgendwann zu viel, zumal im Kontrast zu den immer seichteren Beziehungsdramen, die sich nicht wirklich von der Stelle bewegten. Aber ich schaue auch immer wieder gerne in die ersten Staffeln rein, die noch rundum großartig waren.

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  2. Ich sehe unsere anderthalb Übereinstimmungen 😀 Immerhin sind wir uns bei „Community“ einig… und viele von den Serien, die du erwähnst, habe ich tatsächlich auch noch nicht geguckt… ganz oben auf der Liste ist da bei mir immer noch „Six Feet Under“.

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