Lost River (2014)

„Is that what’s keeping you here?“

Was passiert
Lost RiverDie Kleinstadt Lost River, mitten im amerikanischen Nirgendwo, siecht langsam dahin. Wer die Möglichkeit hat, packt seine Siebensachen und verschwindet. Diejenigen, die bleiben, haben jede Hoffnung aufgegeben – wie Billy, eine verschuldete zweifache Mutter, die in ihrer Verzweiflung auf das Jobangebot eines zwielichtigen Bankmanagers eingeht, während ihr Sohn Bones für ein bisschen Kleingeld leerstehende Gebäude plündert und dabei einem sadistischen Kriminellen in die Quere kommt. In Gefahr gerät dadurch auch Bones‘ Nachbarin Rat, die glaubt, das Geheimnis von Lost River entdeckt zu haben.

Was Sache ist
Der amerikanische Traum steht in Flammen. Ryan Gosling lässt daran keinen Zweifel. Dennoch begibt er sich in „Lost River“ nicht auf Ursachenforschung; das wäre wohl zu viel verlangt für dieses missratene Regiedebüt. Was als Zerfallsgeschichte einer Zivilisation zu beginnen scheint, entpuppt sich als verkapptes surreales Märchen, dessen verzaubertes Reich vom abgewirtschafteten Kapitalismus als Teufel in der Gestalt eines halb tauben Managers (Ben Mendelsohn) regiert wird, der seine Untertanen im ganzen Land Zerstörung als Exzess feiern lässt. Es liegt, Rat (Saoirse Ronan als einziger, verhaltener Lichtblick) zufolge, ein Zauber über Lost River, der zuletzt gebrochen wird, doch wem ist damit geholfen? Dem amerikanischen Traum nicht, nicht den Protagonist*innen und sicher nicht dem Film.

„Lost River“ wartet auf mit der narrativen Dichte eines experimentellen College-Kurzfilms. Was sich anfühlt wie Metaphorik, mäandert ziellos in einen stilisierten Nebel aus Bildzitaten, die zu keinem Zeitpunkt einen eigenen Stil entwickeln; bisweilen interessante Aufnahmen wirken so wie Outtakes einer verschollenen David-Lynch-Rohfassung, deren Tiefe und Kohärenz irgendwo im Schnittprozess ebenso der Schere zum Opfer gefallen sein müssen wie die Ratte im Film. Szenen laufen derart prägnant ins Leere, dass man sich stellenweise an die Großtaten eines Tommy Wiseau erinnert fühlt (oder mag das daran liegen, dass dieser sich anhört wie der Taxifahrer in „Lost River“?). Wenngleich Gosling zumindest in Maßen Ansätze von Regietalent erahnen lässt, möchte man ihm doch nahelegen, sich von Drehbüchern zukünftig fernzuhalten. Die quälend erfolglose Suche nach auch nur dem Schatten einer Aussage, gepaart mit audiovisueller Überanstrengung ohne wirklichen Fokus, machen „Lost River“ zu einer nahezu körperlich schmerzhaften Erfahrung, als deren Fazit allenfalls bleibt, dass Gosling seine Kulissen besser schon vor Drehbeginn angezündet hätte.

Lost River (USA 2014) | Buch + Skript: Ryan Gosling | mit Christina Hendricks, Saoirse Ronan, Iain De Caestecker, Ben Mendelsohn, Eva Mendes, Matt Smith | 95 min.

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