Trailerschau [64]

Film und Serie: Neue Trailer, Kalenderwoche 45, 2015.

Anomalisa: Charlie Kaufmans nächster Trip in die Abgründe der menschlichen Verfassung, diesmal in Stop Motion, gesprochen von Jennifer Jason Leigh, David Thewlis und Tom Noonan. Prognose: Bereits im Trailer ist die Wirkung der beinahe-realen Animation bemerkenswert. Dazu wird man, wie immer, ein nahezu perfektes Skript von Kaufman erwarten dürfen. Einer der Filme, die auf jeder Liste für 2016 ganz oben stehen sollte.

The Hateful Eight: Tarantinos festlicher Kugelhagel um einen Haufen Raubeine (Jackson, Russell, Leigh, Goggins, Bichir, Roth, Madsen, Dern), die sich nach einem Blizzard um ihre Beute streiten. Prognose: Nach Tarantino-Standards kein Meisterwerk, aber durch und durch unterhaltsam, so weit würde ich mich aus dem Fenster lehnen. Kinostart: 28. Januar 2016.

Star Wars: Episode VII – The Force Awakens: Der Vollständigkeit halber der internationale Trailer mit neuer Footage. Ihr wollt es doch auch. Prognose: HYPER HYPER! Kinostart: 17. Dezember.

Mania Days: Katie Holmes und Luke Kirby als manisch depressives Pärchen zwischen Romanze und Selbstzerstörung. Paul Dalio führt Regie. Prognose: Mächtiger Trailer zu einem Film, der es schaffen könnte, allen Clichés aus dem Weg zu gehen und ein authentisches Porträt einer Krankheit zu schaffen, ohne dabei allzu schwermütig oder -fällig zu wirken.

Girls – Season 5: Lena Dunhams künstlerischer Selbstfindungstrip geht im Februar in die nächste (letzte?) Runde. Prognose: Man sollte konsequenter sein und halbminütige Teaser nicht verbloggen; das bestärkt diesen Marketingblödsinn nur. (Die „Alice Through the Looking Glass“-Teaser sind fucking zehn Sekunden lang. Whatever.) Nun, gehen wir davon aus, dass niemand bei HBO dieses Blog liest. Die letzte Staffel war durchwachsen, ich erwarte im nächsten Jahr nichts anderes. Trotzdem bleibt „Girls“, für seine genialen Momente, sehenswert.

Chi-Raq: In einer Adaption eines Stückes von Aristophanes lässt Spike Lee Teyonah Parris einen Sexstreik organisieren, um einen Gang-Krieg in den Straßen von Chicago zu beenden. Mit dabei: Nick Cannon, Wesley Snipes und Samuel L. Jackson. Prognose: Enfant terrrible Lee ist in den letzten Jahren weniger wegen seinen Filmen aufgefallen. „Chi-Raq“ wird kaum die gleiche Durchschlagskraft entwickeln wie „Do the Right Thing“, trotzdem könnte der Regisseur in Zeiten von #blacklivesmatter einen Nerv treffen.

Alice Through the Looking Glass: Das unvermeidbare Sequel zu Tim Burtons verkorkstem 2010er Ausflug nach Wonderland, mit Mia Wasikowska als Alice, HBC als Red Queen, Sacha Baron Cohen als Time (okay, warum nicht) und Johnny Depp als Johnny Depp. Regie führt diesmal „Muppets“-Regisseur James Bobin. Prognose: Trotz allem visuellen Einfallsreichtum ist der ersten Eindruck ebenso seelenlos wie im ersten Teil. 2010 standen wir alle noch unter dem „Avatar“-Zauber und/oder wollten einfach nur Johnny Depp in komischen Hüten sehen. Ich wage die Prognose, dass das Sequel auf diese Boni nach „The Lone Ranger“, „Mortdecai“ (erinnert sich noch jemand daran?) und ein paar wirklich überzeugenden 3D-Filmen nicht mehr zählen kann. Auch wenn jeder Trailer mit Alan Rickmans Stimme gleich doppelt so überzeugend wirkt. Kinostart: 26. Mai 2016.

Crumbs: Surreal verrätseltes Endzeitdrama von Miguel Llansó um einen Mann (Daniel Tadesse), der sich auf die Reise durch ein postapokalyptisches Äthiopien macht, um zu einer Raumstation zu gelangen. Prognose: Ausgesprochen kurz, was für surreale Filme meines Erachtens ein großer Vorteil ist. Dazu ein sehr spannender visueller Ansatz.

Warcraft: Ja, ein Warcraft-Film. Ohne viel Starpower, vermutlich weil niemand Duncan Jones dafür ein allzu großes Budget in die Hand drücken wollte. Prognose: 2008 hätte das vielleicht sogar irgendwie gezogen. CGI-übersäuerter Egotrip eines grandios überschätzten Regisseurs. Der Kinostart wird sicher noch verschoben werden, sobald die Verantwortlichen realisieren, dass sie damit selbst gegen einen mittelmäßigen „Alice“ untergehen. Kinostart: 26. Mai 2016.

War and Peace: Herrschte Bedarf? Diesmal ist es die BBC, die Tolstois Klassiker unter anderem mit Paul Dano inszeniert. Prognose: Wirkt etwas altbacken, für noch nicht klassikermüde Fans von „Downton Abbey“ und co. aber sicher sehenswert.

London Has Fallen: Die nächste Runde Terrorism-Porn, von Babak Najafi und mit Gerard Butler und Morgan Freeman. Prognose: Solche Filme von Emmerich oder Bay sind, wenn auch kathastrophal, immer irgendwie inspiriert, und wenn auch nur vom eigenen Ego. Aus zweiter Hand wirkt das Szenario dagegen doch eher banal. Prognose: 4. März 2016.

The Sound and the Fury: Franco verfilmt Faulkner? Prognose: Ich kann das nicht ernst nehmen. (Die Besetzung hilft halt auch nicht.)

Donny!: Medien/Lifestyle-Satire um und mit Donny Deutsch. Wer immer das ist, mein Beileid zu seinem Namen. Prognose: Milde amüsant, aber es fehlt der rechte Biss.

13 Hours: The Secret Soldiers of Benghazi: Michael Bay dirigiert eine Einheit Soldaten durch den Anschlag auf die US-Botschaft in Lybien. Hauptdarsteller: Explosionen und amerikanische Flaggen. Prognose: Der Trend zum Unterhaltungsfilm im Gewand des zeitgenössischen Politkinos ist wohl vor allem dem Vertrauensverlust in traditionelle Medien geschuldet. Es wird wohl niemand erwarten, dass einem Michael Bay daran gelegen ist, die Hintergründe einer immer noch irgendwie undurchsichtigen Affäre aufzuschlüsseln. Man wird froh sein können, wenn der Film auf allzu viel (Kanonen-)Futter für die nicht nur in den USA starke Fraktion der Verschwörungsfanatiker verzichtet. Kinostart: 4. Februar 2016.

The Art of More – Season 1: Schmerzhaft formelhafter Thriller um einen Kunstdieb von Chuck Rose, mit mildem Starappeal von Dennis Quaid und Kate Bosworth. Prognose: Wer sich ausgerechnet in die Kunstwelt begibt, sollte vielleicht ein paar Innovationen im Gepäck haben.

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