„Two sides: Light and dark. Walt, do you wanna know a secret?“
Was passiert
Der Empfänger, den Jack und co. aus dem Cockpit gerettet haben, ist defekt. Sayid meint, ihn reparieren zu können; sehr zum Missfallen eines Draufgängers namens Sawyer, der Sayid für einen Terroristen hält, aber sich mit seiner rüden Art im Lager keine Freunde macht. Um ein Signal zu empfangen, machen sich Sayid und Kate sich gemeinsam mit Boone, Shannon, Charlie und Sawyer auf den Weg in Richtung der Hügel. Dort empfangen sie eine mysteriöse französische Nachricht. In der Zwischenzeit versorgt Jack den immer noch bewusstlosen Verwundeten, und Walt sucht seinen Hund.
Was Sache ist
Der zweite Teil des Piloten beginnt mit gemäßigterem Tempo, auch wenn ein wunderbar bösewichtiger Josh Holloway als der in der Auftaktfolge noch namenlose Sawyer für den ersten Konflikt im Lager der Überlebenden sorgt. Die Handschellen geben ein wunderbares Storyelement ab, eines dieser kleinen Mysterien, die immer wieder zwischen die großen Fragen gestreut werden; dieses wird sogar in derselben Folge noch aufgelöst. (Hätte man aus dem Ratespiel, wer der*die Entflohene ist, noch mehr herausholen können? Ich bin versucht zu sagen nein, da die Serie an diesem Punkt immer noch damit beschäftigt ist, ihre Charaktere zu etablieren, und behände darum kämpft, sich nicht vollends zu überfrachten – ein guter Grund für die relative Bekenntnisfreudigkeit an dieser Stelle.) Des Rätsels Lösung stellt Kates Sorge über das Überleben ihres Sitznachbarn in der vorherigen Folge natürlich in ein ganz neues Licht, was sie als Sympathieträgerin erst einmal in Frage stellt. Dafür bekommen wir diesmal mehr von dem neu vorgestellten Hurley (Jorge Garcia) als Comic Relief der Serie sowie Sayid (Naveen Andrews), die noch dazu die vielleicht beste Szene der Folge teilen: Hurleys interessierte Frage, in welcher Einheit Sayid im Golfkrieg gedient habe, und sein betretenes Schweigen auf die Antwort des Irakers.
Das noch namenlose asiatische Paar wird ein wenig in den Vordergrund gerückt; der patriarchal auftretende Mann erscheint zunächst als Unsympath, teilt aber immerhin seinen Seeigel mit einem wenig begeisterten Hurley und einer ihm wohl zu offenherzigen Claire (ein wenig Culture Clash ist okay, man sollte es aber nicht übertreiben), während der Frau zumindest eine kleine Geste des Auflehnens gegönnt wird. Ein Anfang. Auch der eingangs zitierte Spielemacher bleibt noch anonym, faszinierte aber schon in der vorhergehenden Episode, und das ohne jeden Dialog. All diese kleinen Momente formen auf unheimlich geschickte Weise Charakterbeziehungen heraus, was bisher ausnahmslos gut funktioniert und hier seinen Höhepunkt in den Reibereien zwischen Kate, Sawyer und den Anderen bei ihrem Ausflug ins Landesinnere findet. Maggie Grace und Ian Somerhalder als Shannon und Boone sind nicht die stärksten Darsteller*innen des Ensembles, fügen sich aber gut in das Geschehen ein, während Dominic Monaghan, trotz seines Flashbacks, diesmal eher außen vor bleibt, was symbolisch (als Isolierung des Drogenabhängigen Charlie) funktioniert, aber wohl auch wieder dem dichten Plot geschuldet ist.
Flashbacks
Ungewöhnliche zwei Flashbacks verschiedener Personen: Charlie schnupft auf der Flugzeugtoilette Heroin, und Kate, in Handschellen, hat ein Gespräch mit dem Marschall und bittet ihn um einen Gefallen, ehe er während den Turbulenzen ohnmächtig wird; sie befreit sich und setzt ihm eine Atemmaske auf.
Das Zeitliche segnet:
Niemand. (Count: 1)
Offene Fragen:
Woher kommt der Eisbär?
Von wem stammt das französische Notsignal?
Was ist Mr. Lockes Geheimnis?
Weshalb war Kate inhaftiert? Was war der Gefallen, um den sie den Marschall bittet?
Wertung: 9/10