„Wondering what’s going on?“
Was passiert
Hollywood in den 1950er Jahren: Studiofixer Eddie Mannix hat eine Aufgabe, und zwar die Stars von Capitol Pictures auf Linie halten. Starlett DeeAnna Moran hat ein uneheliches Kind zu vertuschen, Western-Cowboy Hobie Doyle gibt, zur Verzweiflung seines Regisseurs, als Charakterdarsteller keine gute Figur ab, und dann wird auch noch Baird Whitlock geradewegs vom Set der Prestigeproduktion „Hail, Caesar!“ entführt. Verfolgt von zwei Klatschreporterinnen, ist Mannix stoisch bemüht, seinen Star wieder aufzutreiben und nebenbei noch das Rauchen aufzugeben, und fragt sich bei alledem, ob es nicht an der Zeit für einen Jobwechsel sei.
Was Sache ist
Mit seinen Einspielern und Bildzitaten ist der neue Film der Coen-Brüder darauf aus, dem goldenen Zeitalter Hollywoods Tribut zu zollen, kommt aber nicht an seinen Schattenseiten, der notorischen Ausbeutung von Stars und Drehbuchschreibern, vorbei. Der goldene Mittelweg ist in diesem Fall nicht gar so golden, zumal „Hail, Caesar!“ an einem schlimmen Fall von Grand-Budapest-Hotel-Fieber leidet: A-Lister, mit denen der Film nichts anzufangen weiß, werden im Minutentakt verbrannt, in zweifelsohne amüsanten, exzellent gefilmten Szenen, die sich kaum zu einem Ganzen zusammenfügen. So gerät „Hail, Caesar!“ zu einer witzigen, aber weder kohärenten noch tiefgründigen Nummernrevue, von der nach Abspannende nur ein etwas ratloses Gefühl zurückbleibt: Was war nun der Punkt der kommunistischen Autorengilde, und wo ist Joe McCarthy, wenn man ihn braucht? Hat es mich in meinem Leben weitergebracht, Channing Tatum als schwulem Matrosen zehn Minuten beim Stepptanz zuzuschauen? Und was für ein Honorar hat Jonah Hill wohl dafür bekommen, dreißig Sekunden hinter einem Schreibtisch zu sitzen und zehn Worte in die Kamera zu murmeln? Man möchte es nicht dem Cast anlasten: Josh Brolin gibt seinen enthusiastischen Studio-Dirigenten mit Verve, Scarlett Johansson und eine seltsam unausgelastete Frances McDormand hätten mehr Szenen verdient gehabt, und auch der relativ unbekannte Alden Ehrenreich macht als „Rodeo-Clown“ einen guten Job. Nur: die besten darstellerischen Leistungen gehen dennoch ins Leere, wenn sie nicht im Dienst eines durchdachten Plots stehen, den Joel und Ethan Coen bei aller Begeisterung für ihr Sujet wohl in der Schublade vergessen haben.
Wertung: 5/10
Hail, Caesar! (UK/US 2016) | Regie + Skript: Ethan & Joel Coen | mit Josh Brolin, George Clooney, Alden Ehrenreich, Channing Tatum, Ralph Fiennes, Scarlett Johansson, Tilda Swinton | 106 min.
Ja, so ging es mir auch, auch wenn ich den Film dann letztendlich doch ein bisschen besser bewertet habe als du. Aber ja, es war wirklich eine Nummern-Revue. Es sah alles toll aus, aber das große Ganze kam nicht so richtig zur Geltung…
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Hätte auch ein Punkt besser sein könnten – ich kann, wie gesagt, nicht behaupten, er hätte mich nicht durchaus solide unterhalten. Leider geht es mir mit vielen Coen-Filmen so: Während der Film läuft, Dauergelächter, und wenn ich dann im Nachhinein darüber nachdenke, kann ich absolut nicht mehr sagen, warum ich das so unterhaltsam fand. Kein sonderlich nachhaltiger Humor.
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Stimmt, nachhaltig war da wirklich nicht viel. Ich musste, als ich zuhause vor meinem Rechner saß, auch lange darüber nachgrübeln, was denn jetzt noch mal so die Stellen waren, die ich wirklich witzig fand.
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Ich habe den Film zwar geringfügig besser bewertet (https://filmkompass.wordpress.com/2016/03/20/hail-caesar-omu-2016/), aber im Grunde war ich schon enttäuscht. Gerade die von Tilda Swinton und Ralph Fiennes dargestellten Figuren wären es wert gewesen richtig „ausgespielt“ zu werden.
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