Academy Awards 2016: Prognose

OscarEs ist wieder mal die Zeit des Jahres, die das vorläufige Ende weitgehend verträglichen Kinos einläutet, sodass die Kinos ihr Programm bis zum echten Beginn der Blockbusterseason mit Nischenfilmen und Müll zu füllen haben, und die Academy ihre Reformpläne wieder stillschweigend auf Eis legen kann. Die Oscars werden kommenden Sonntag verliehen, und das Rennen ist dieses Jahr ein spannendes gewesen, mit zumindest fünf Filmen, die sich zeitweise Hoffnung auf den großen Preis machen konnten – üblich sind nicht mehr als zwei. Leider fiel währenddessen auch viel Qualität aus dem Blickfeld, und solange große Reden darüber geschwungen werden, warum Nominierungen so und nicht so vergeben werden, muss sich ohnehin niemand darüber Gedanken machen, weshalb die Filmmaschinerie in Hollywood eigentlich so und nicht anders funktioniert. Hier also meine Prognose, zusammen mit viel Gemotze darüber, dass die Academy doch eh keine Ahnung habe; man kennt das ja.

Best Short Film, Live Action: Day One
Best Short Film, Animated: World of Tommorrow
Best Documentary, Short Subject: Claude Lanzmann: Spectres of the Shoah
Best Documentary, Feature: Amy
Best Achievement in Visual Effects: Star Wars: The Force Awakens
Best Achievement in Sound Editing: Mad Max: Fury Road
Best Achievement in Sound Mixing: Mad Max: Fury Road
Best Achievement in Music Written for Motion Pictures, Original Song: The Hunting Ground
Best Achievement in Music Written for Motion Pictures, Original Score: The Hateful Eight
Best Achievement in Makeup and Hairstyling: The Revenant
Best Achievement in Costume Design: Mad Max: Fury Road
Best Achievement in Production Design: The Martian
Best Achievement in Editing: Mad Max: Fury Road
Best Achievement in Cinematography: The Revenant
Best Foreign Language Film of the Year: Son of Saul
Best Animated Feature Film of the Year: Inside Out

Best Writing, Screenplay Based on Material Previously Produced or Published
Die beiden Screenplay-Kategorien sind vergleichsweise unumstritten – „The Martian“ könnte Störfaktor spielen, aber MacKay und Randolph sind verdientermaßen die Favoriten auf diesen Preis, und wären es selbst dann, wenn Aaron Sorkin hier nicht unerwartet übersehen worden wäre. „Steve Jobs“ ist eben kein „The Social Network“. Zugegeben, „The Big Short“ ist kein „Margin Call“, aber beinahe. Schade, dass es wohl der einzige Preis für einen der besten Filme des Jahres sein wird.

Wird gewinnen: Adam McKay and Charles Randolph, The Big Short
Sollte gewinnen: Adam McKay and Charles Randolph, The Big Short
Wo ist eigentlich …?: Aaron Sorkin, Steve Jobs

Best Writing, Screenplay Written Directly for the Screen
Neben DiCaprios Quasi-Lebenswerk-Award das einzige Rennen in so gut wie trockenen Tüchern. Der nächste Konkurrent ist mit „Bridge of Spies“, dem manch einer wohl zumindest gerne einen Trostpreis verleihen würde, um Meilen entfernt; auch, weil man die Coens ja mit dem bereits erschienenen „Hail, Caesar!“ auf nächstes Jahr vertrösten kann (wenngleich das unverdient wäre). Es fehlt Tarantino, mit dessen „Hateful Eight“ ich durchaus meine Probleme hatte, trotzdem wundert es mich, dass er sein Quasi-Abo auf diese Kategorie hier nicht einlösen konnte.

Wird gewinnen: Tom McCarthy and Josh Singer, Spotlight
Sollte gewinnen: Tom McCarthy and Josh Singer, Spotlight
Wo ist eigentlich …?: Quentin Tarantino, The Hateful Eight

Best Achievement in Directing
Iñárritu oder Miller: Bester Regisseur wäre der Preis, den ich „Fury Road“ noch am Ehesten zubilligen würde. Eine große Regieleistung steht da aber leider im Dienst von nicht furchtbar viel Inhalt, und wenngleich die Academy nur selten zweimal in Folge einen Preis an den gleichen Menschen überreicht (und bereits beim „The Revenant“-Cinematographer Lubezki nicht daran vorbeikommen wird), ist Iñárritu hier der verdiente Favorit. Ich hatte nichts dergleichen erwartet, aber eine Nennung für „MacBeth“ an der ein oder anderen Stelle wäre schön gewesen.

Wird gewinnen: Alejandro G. Iñárritu, The Revenant
Sollte gewinnen: Alejandro G. Iñárritu, The Revenant
Wo ist eigentlich …?: Justin Kurzel, MacBeth

Best Performance by an Actor in a Supporting Role
Auf „Creed“ habe ich bewusst verzichtet, also bla (dito der erwartete Zweitplatzierte, Marc Rylance für „Bridge of Spies“). Gemessen am Saussagefest, das Hollywood nun mal ist, sind die beiden Actor-Kategorien in diesem Jahr unfassbar schwach besetzt; auch dem zwar ordentlichen Hardy oder Christian Bale würde ich einen Paul Dano in „Love & Mercy“ oder Harvey Keitel in „Youth“ jederzeit vorziehen. Michael Shannon, Benicio del Toro … da ist, scheint mir, viel übersehen worden.

Wird gewinnen: Sylvester Stallone, Creed
Sollte gewinnen: Tom Hardy, The Revenant
Wo ist eigentlich …?: Paul Dano, Love & Mercy

Best Performance by an Actress in a Supporting Role
Hier sieht es dagegen ordentlich aus; obwohl mein anfänglicher Oscar-Favorit „Suffragette“ im Rennen wundersamerweise untergegangen ist (ich sage ja, Saussagefest), bin ich dann doch froh, dass die Academy mal darauf verzichtet hat, Meryl Streep doch noch irgendwo auf den Stimmzettel zu quetschen. Jane Fondas Fehlen ist ein kleiner Versäumnis, aber keine Katastrophe. Die beste Performance unter den Nominierten zeigt meiner Ansicht nach Rooney Mara in „Carol“, aber da man Kategoriebetrug nicht unterstützen sollte, feiere ich an dieser Stelle mal das Comeback von Jennifer Jason Leigh, übrigens auch in „Anomalisa“. Durchsetzen dürfte sich aber It-Girl Vikander gegen eine leicht überschätzte Leistung von Kate Winslet.

Wird gewinnen: Alicia Vikander, The Danish Girl
Sollte gewinnen: Jennifer Jason Leigh, The Hateful Eight
Wo ist eigentlich …?: Jane Fonda, Youth

Best Performance by an Actor in a Leading Role
Auch keine überragende Ansammlung. Fassbender hat mir mit (dem letztjährigen) „Frank“ und „MacBeth“ in diesem Jahr mehr Spaß gemacht, ist aber immer noch der bessere Schauspieler als DiCaprio, dessen quasi-perfekten Sieg ich aber verstehe und akzeptiere. Beide kommen bei Weitem nicht an gegen die alte Garde: Ian McKellen („Mr. Holmes“) und Michael Caine („Youth“) spielten dieses Jahr alle an die Wand.

Wird gewinnen: Leonardo DiCaprio, The Revenant
Sollte gewinnen: Michael Fassbender, Steve Jobs
Wo ist eigentlich …?: Ian McKellen, Mr. Holmes

Best Performance by an Actress in a Leading Role
Dank des unmöglichen deutschen Kinostarts hatte ich noch keine Chance, mir „Room“ anzutun, und muss deshalb für eine wie immer zauberhafte Saoirse Ronan votieren. Über die Entscheidung, Lawrence oder Blanchett der nicht weniger grandiosen Mulligan vorzuziehen, kann ich nur den Kopf schütteln.

Wird gewinnen: Brie Larson, Room
Sollte gewinnen: Saoirse Ronan, Brooklyn
Wo ist eigentlich …?: Carey Mulligan, Suffragette

Best Motion Picture of the Year
Es freut mich, dass „The Revenant“ und „The Big Short“ nicht völlig chancenlos aussehen; der Verlauf der Awards-Season deutet aber doch auf „Spotlight“ hin, da Konsensfilme eben einen gewissen Vorteil mitbringen, und das ist außer „Bridge of Spies“ kein anderer der Nominierten. Akzeptabel. „Youth“ fehlt mir sehr in dieser Liste, aber fällt wohl in eine Kategorie mit Filmen wie „Carol“ und „Suffragette“, die gegen großen Bombast in diesem Jahr einfach zu wenig auffielen.

Wird gewinnen: Spotlight
Sollte gewinnen: The Revenant
Wo ist eigentlich …?: Youth

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