„God’s a Cunt“
Was passiert
In den Armutsvierteln Oklahomas, in denen keine Perspektive mehr zu finden ist, träumt Star von einer besseren Zukunft. Als sie durch Zufall den Herumtreiber Jake kennen lernt, ist sie fasziniert von dessen scheinbarer Sorglosigkeit, und schließt sich seiner Truppe von Punks und Straßenkindern an, die im abgewrackten Bus quer durch die Staaten reisen, mit halblegalen Methoden Zeitungsabos verkaufen, die Nächte durchfeiern und im Moment leben. Star weiß, dass sie mehr will; Jake, zum Beispiel. Aber jetzt, da sie zum ersten Mal die Welt zu sehen bekommt, vor allem einen Platz darin.
Was Sache ist
Andrea Arnolds vierter Spielfilm, in Cannes mit dem Großen Preis der Jury ausgezeichnet, ist, ein wenig überraschend, keine Abrechnung mit dem amerikanischen Traum. Obwohl wir Star, packend gespielt von der Schauspiel-Debütantin Sasha Lane, durch die Höhen und Tiefen der Vereinigten Staaten begleiten, durch die Villenviertel, die Ölfelder und die Ghettos, mit einem echten Gefühl für die Schwere des Raums, obwohl „American Honey“ nie mit der Illusion liebäugelt, Auswege zu finden, ist der amerikanische Traum sehr lebendig, wenn auch in einer verdrehten, pervertierten Form. Star macht sich auf die Suche nach der Liebe, der Wahrheit, der Freiheit; ob sie etwas davon findet, bleibt auch nach zweieinhalb Stunden ungesagt. Die Länge des Films macht sich bisweilen bemerkbar, doch letztendlich passt es; Arnold beugt die Regeln, denn die Geschichte, die sie erzählt, ist eine Geschichte jener Unsichtbaren, die im Film und Fernsehen kaum einmal vorkommen, und ein traditionelles Narrativ würde dem kaum gerecht. Stattdessen umschleicht „American Honey“ in grandios inszenierten Bildern ein Lebensgefühl, das vor allem genau das ist: das schiere Gefühl, allen Widerständen zum Trotz am Leben zu sein. Ein Ziel wird es nicht geben, der Weg muss genügen. Ob das zu einer Philosophie reicht, ist letztendlich nicht wichtig; authentisch ist es allemal, zutiefst ehrlich, und in den besten Momenten brilliant.
Wertung: 8/10
American Honey (UK/US 2016) | Regie + Skript: Andrea Arnold | mit Sasha Lane, Shia LaBeouf, Riley Keough | 163 min.
Der steht bei mir auch noch auf der Liste. Von Arnold war doch auch „Fish Tank“ mit Fassbender, oder?
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Ja, stimmt – habe ich allerdings noch nicht gesehen; Arnold war mir vor „American Honey“ tatsächlich kein Begriff. Ich denke, da habe ich etwas aufzuholen.
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Ich kenne nur „Fish Tank“, aber der war tatsächlich gut. Kann ich empfehlen.
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