Eine seltsame Awards-Saison: Lange kein wirklicher Frontrunner für den besten Film in Sicht, manche Kategorien bleiben unfassbar offen, während andere schon seit Ewigkeiten gesetzt erscheinen. Und über allem doch irgendwie das Gefühl, dass das alles im politischen Augenblick doch irgendwie bedeutungslos sei. Aber was das gesellschaftliche Klima in den USA (und also in der Welt) angeht, sind die Oscars eben doch immer ein Leuchtturm gewesen, und wer möchte behaupten, dass die letztjährige Entscheidung, statt dem gemütlichen Retro-Märchen „La La Land“ den fantastischen „Moonlight“ auszuzeichnen, ohne Tragweite ist? Man möchte hoffen, dass die sich immer noch im Erneuerungsprozess befindliche Academy diesen Trend fortsetzen wird. Ich fürchte nicht, was sowohl die Zeremonie als auch die Top-Kategorien angeht.
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Academy Awards 2017: Prognose
Ob man Thinkpieces, die Awards-Zeremonien als politisches Event umzudenken versuchen, allzu ernst nehmen sollte, sei mal dahingestellt. Ob bei der 89. Oscar-Verleihung am kommenden Sonntagabend nun „La La Land“ oder „Moonlight“ große Erfolge feiert, ist wohl kaum ein Indikator für die aktuelle Weltlage, egal was Meryl Streep dazu zu sagen hat. Für mich bleibt es nicht mehr oder weniger als gute Unterhaltung, deshalb im folgenden die obligatorische Prognose. Die 16/24 aus dem letzten Jahr waren doch eher durchwachsen und sollten zu toppen sein, zumal das Rennen in vielen Kategorien in diesem Jahr doch etwas einseitiger ausgefallen ist. Da ich zum Zeitpunkt des Verfassens erst vier der neun Best-Picture-Nominierten gesehen habe, spare ich mir allerdings die „Was hätte sein sollen“-Anmerkungen und beschränke mich auf die wahrscheinlichsten Gewinner. (Ein Blogosphären-Tippspiel gibt es hier.)
La La Land (2016)
„I guess I’ll see you in the movies.“
Was passiert
Schauspielerin Mia hangelt sich in Hollywood von Casting zu erfolglosem Casting, arbeitet nebenbei in einer Coffee-Bar und träumt vom großen Durchbruch. Jazz-Purist Sebastian will eigentlich einen eigenen Club aufmachen und dem Genre zu alter Größe verhelfen, lebt aber von Gelegenheitsjobs. Über ihre jeweiligen Enttäuschungen kommen beide, anfangs eher in wechselseitiger Abneigung verbunden, einander näher und ermuntern den jeweils anderen, nicht aufzugeben, selbst als Sebastian seine Jazz-Ideale an den Nagel hängt und Mia daran zweifelt, ob sie es jemals auf die große Leinwand schaffen wird…
Hacksaw Ridge (2016)
„I don’t know how I’m going to live with myself if I don’t stay true to what I believe.“
Was passiert
Als die USA in den Zweiten Weltkrieg hineingezogen werden, meldet sich, zum Ärger seines kriegsmüden Vaters, auch Desmond Doss zum Dienst – jedoch nicht an der Waffe, denn der streng gläubige Siebenten-Tags-Adventist weigert sich, eine solche in die Hand zu nehmen und das Töten zu lernen. Bei seinem Regiment hat er damit einen schweren Stand, erkämpft vor einem Militärgericht jedoch sein Recht, als Mediziner im Pazifikkrieg dienen zu dürfen, und zieht mit seiner Einheit in eine der blutigsten Schlachten des Zweiten Weltkriegs, nach Okinawa und auf die Hacksaw Ridge, in den japanischen Kugelhagel…
Oscar-Nominierungen 2016: Predictions
Weil ich das Oscar-Rennen wie jedes Jahr gespannt verfolge und, nicht unwichtig, gerade hart prokrastiniere, meine wagen Ahnungen, welche Filme die Academy am Dienstagmorgen mit Nominierungen überschüttet. Ich beschränke mich auf die acht Kernkategorien; im Vorfeld der Preisverleihung am 26. Februar werde ich sicher noch einmal, und dann auch für alle Kategorien, eine endgültige Prognose abgeben. Trotzdem ist der für meine Begriffe wahrscheinlichste Gewinner jeweils markiert, und die Filme nach absteigender Wahrscheinlichkeit der Nominierung sortiert. Falls das jemanden interessieren sollte, bitteschön.
2016: Filme
Mein starkes Spitzentrio kann nur notdürftig darüber hinwegtäuschen, dass 2016 ein doch eher mediokres Kinojahr abgab – das verdeutlicht ein Oscar-Gewinner wie „Spotlight“, auf den am Ehesten noch das Label „handwerklich kompetent“ vollends zutrifft, an den sich in zehn Jahren aber niemand mehr erinnern dürfte. Ein enorm müder Sommer erklärt wohl auch einen Festival-Liebling wie „Toni Erdmann“. Geredet wurde über kaum etwas Anderes als Superhelden-Filme, aber das ist wohl kaum noch etwas Neues. (Zum schlechtesten Film des Jahres möchte ich dann aber doch nicht Zack Snyders Bombast-Depression ernennen, sondern den grenzenlos lahmen „Alice Through the Looking Glass“ von James Bobin.) Noch nicht in Deutschland angelaufen, darum das Jahresfazit wie eh und je verfälschend: die großen Oscar-Filme, diesmal v.a. „Manchester by the Sea“, „La La Land“, „Moonlight“, „Silence“ – in aufsteigender Reihenfolge großer Erwartungen. Im zweiten Jahr in Folge hier vertreten: Lenny Abrahamson und Alejandro Iñárritu (einer von beiden sogar auf der gleichen Position wie 2015). Bemerkenswert, dass mir „Arrival“-Regisseur Denis Villeneuve erst in diesem Jahr wirklich ins Auge gefallen ist, und zwar durch den vielleicht besten Film, den ich in diesem Jahr zum ersten Mal sehen durfte: „Enemy“ von 2013. Es folgt die (wie immer natürlich lückenhafte) Top 10 des Kinojahres.
Rogue One: A Star Wars Story (2016)
„Save the Rebellion! Save the dream!“
Was passiert
Als Kind von einem militanten Rebellenführer ausgebildet, hat Jyn Erso längst abgeschlossen mit dem Kräfteringen zwischen Imperium und Rebellenallianz. Bis ihre Vergangenheit sie einholt: Ihr Vater, vom skrupellosen Offizier Krennic in den Dienst des Imperiums gezwungen, warnt die Rebellen, dass das Imperium kurz davor steht, seine gefährlichste Waffe fertig zu stellen. Gemeinsam mit dem Rebellen Cassian Andor und einer Bande von Außenseitern macht Jyn sich auf den Weg, die Pläne für den Todesstern zu erbeuten und seine Schwachstelle zu finden.
Filmblick November 2016
Im November 2016 gesehen:
Doctor Strange (Scott Derrickson, US 2016) – 7/10
A Bit of Fry and Laurie: Season 1 (Roger Ordish, UK 1987-89) – 7/10
Veep: Season 1 (Armando Iannucci ua., US 2012) – 7/10
Harry Potter and the Philosopher’s Stone (Chris Kolumbus, UK/US 2001) – 6/10
Arrival (Denis Villeneuve, US 2016) – 9/10
Harry Potter and the Chamber of Secrets (Chris Kolumbus, UK/US/DE 2002) – 7/10
Harry Potter and the Prisoner of Azkaban (Alfonso Cuarón, UK/US 2004) – 8/10
Fantastic Beasts and Where to Find Them (David Yates, UK/US 2016) – 7/10
Come Together (Kurzfilm, Wes Anderson, ? 2016) – 6/10
Gilmore Girls: A Year in the Life (Amy Sherman-Palladino ua., US 2016) – 8/10
November 2016: 6 Filme (3 Kinobesuche), 1 Kurzfilm, 3 Serienstaffeln
Arrival (2016)
„Are you dreaming in their language?“
Was passiert
Als, vertielt über den ganzen Globus, mysteriöse Strukturen auf der Erde auftauchen, wird die Linguistin Louise Banks vom US-Militär dazu berufen, einen ersten Kontakt mit den außerirdischen Kreaturen herzustellen. Die Sprache der Wesen, so stellt sich heraus, ist ein Mysterium für sich, und birgt noch größere Geheimnisse. Während Banks von traurigen Erinnerungen geplagt wird, brütet Banks mit ihrem Team über dem rätselhaften Code, um herauszubekommen, was die Besucher aus dem All auf der Erde suchen – eine Frage, die sich mit dem Eingreifen anderer irdischer Mächte als Rennen gegen die Zeit erweisen soll.
Doctor Strange (2016)
„It’s Strange.“ „Maybe, but who am I to judge?“
Was passiert
Als Neurochirurg gehört Stephen Strange zu den Besten seiner Zunft – bis ein Autounfall seiner Karriere ein schnelles Ende bereitet. Ohne Aussicht auf ein medizinisches Wunder sucht Strange Zuflucht in Kathmandu. Dort, im Tempel von Kamar-Taj, lehrt The Ancient One mystische Künste, von denen Strange sich Heilung erhofft. Doch er ist nicht der Einzige, der es auf die Geheimnisse des Ordens abgesehen hat. Kaecilius, einst ein Meister des Ordens, strebt danach, die Zeit selbst zu beherrschen. Auf der Jagd nach Unsterblichkeit droht er, die Welt an einen Dämonen zu verfüttern – Auftritt Doctor Strange, Weltenretter.